Anne Arndt, Von Tieren und Pflanzen

Anne Arndt reinszeniert detailgetreu einen realen Raum. In dem fiktiven Wartezimmer verhandeln gespenstische Realitäten miteinander. Durch die Verschiebung einer wirklichen Situation in den Kunstkontext werden Eigenheiten sichtbar.

06. April – 26. Mai 2019
Eröffnung: Freitag 05. April 2019, 19 Uhr

Die Gemeinde zeigt den Nachbau eines Wartezimmers mit Plastikschalensitzreihen, Lesezirkel- Heften, in der Ecke steht eine leere Garderobe, grauer Teppichboden, ein verstaubter Benjamin sucht Licht am Fenster. Die große Fensterfront ist in der Mitte der Scheiben mit Milchglasfolie abgeklebt, sodass der Raum von außen nicht einsehbar ist. An einer Wand steht ein Regal mit unterschiedlichen Broschüren, daneben ein Snackautomat, aus dem allerdings nicht Salzgebäck und Süßigkeiten gezogen werden können, sondern Verteidigungswaffen für Frauen. Auf Knopf- druck und nach Geldeinwurf fallen Reizgaspistolen, Elektroschocker oder Alarm-Lippenstifte in den Automatenschacht, und zwar jeweils als handelsübliche Originalware in rosa. An einer Wand hängt ein Monitor, der auf Google Street View die Rekonstruktion der Wege zeigt, die Frauen gegangen sind, nachdem sie, nach unter K.O. Tropfen begangenen Vergewaltigungen, aufgewacht sind. Auf der Suche nach Erinnerung. Die Tonspur verlautet bürokratisch und durchaus hilflos klingende Tipps der Polizei, wie Frauen vermeiden können, im öffentlichen Raum Opfer von sexueller Gewalt zu werden. Diese Hinweise legen die Verantwortung für Unversehrtheit vollständig in die Hände der Frauen. Der Selbsthilfeautomat erscheint in dieser Konstellation als bessere Alternative.

Der Titel abgeleitet aus einem Zitat von Hegel: „Frauen können wohl gebildet sein, aber für die höheren Wissenschaften, die Philosophie und für gewisse Produktionen der Kunst, die ein Allgemeines fordern, sind sie nicht gemacht. Frauen können Einfälle, Geschmack, Zierlichkeit haben, aber das Ideale haben sie nicht. Der Unterschied zwischen Mann und Frau ist die des Tieres und der Pflanze: das Tier entspricht mehr dem Charakter des Mannes, die Pflanze mehr dem der Frau (…).“ G.W.F. Hegel: Grundlinien der Philosophie des Rechts, Frankfurt/M. 1970, S. 319 (Zusatz zu Paragraph 166)

Kuratiert von Agustina Andreoletti

TEXT

Über das Sterben nach dem Sex und das allgemeine sexuelle Verhalten von Tieren und Pflanzen
Hans Bernhard – Ubermorgen
Zur Ausstellung: Anne Arndt, Von Tieren und Pflanzen

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ANNE ARNDT

Geboren in Schwerin, Mecklenburg. Lebt und arbeitet in Köln.
Von 2009-2013 Hochschule Niederrhein, Krefeld, B.A. Design.
Seit 2015 Studium der Medialen Künste an der Kunsthochschule für Medien Köln.

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