Silke Schönfeld, invented traditions / imagined communities

invented traditions / imagined communities ist Silke Schönfelds erste Einzelausstellung in Köln. Sie zeigt zwei Videoarbeiten, die sich mit der Natur der deutschen Politik- und Kulturlandschaft auseinandersetzen. Dabei ermöglicht die Aufmerksamkeit der Künstlerin auf Traditionen und ihre Reenactments sowohl einen Blick auf die Nuancen kultureller und politischer Aneignung, als auch eine differenzierte Analyse der Entwicklung der Identitätspolitik im sächsischen Oybin.

Am Ebertplatz
07. März – 24. April 2020
Eröffnung: Freitag 06. März 2020, 19 Uhr

Online
17. März – 24. Mai 2020

Mönchszüge – invented traditions (part two)
2019, Full HD, 21:53 min.

Im sächsischen Oybin werden seit 1851 die „historischen Mönchszüge“ auf dem gleichnamigen Berg Oybin veranstaltet. Der dokumentarische Kurzfilm untersucht wie die lokale Vereinskultur und die von politischen Umbrüchen geprägten Autobiografien zweier Vereinsmitgliedern in dieser „erfundenen Tradition“ verschmelzen.
Durchbrochen wird die bildgewaltige Romantik der Landschaftsaufnahmen durch die fragmentarisch wiedergegebenen Familienerinnerungen der Protagonisten, die in der Nachkriegszeit und zu DDR Zeiten in der Grenzregion aufgewachsen sind.
Für die “historischen Mönchszüge” verkleiden sich die Vereinsmitglieder als Cölestinermönche, die bis ins 16. Jahrhundert auf dem Obyin gelebt haben. So lückenhaft wie die Familienerinnerungen der Protagonisten sind auch die historischen Grundlagen dieser identitätsstiftenden Tradition.

Ein Prozent – imagined communities
2019, Full HD, 7:41 min.

„Ein Prozent für unser Land e.V.“ ist eine selbsternannte Neurechte Bürgerinitiative, die sich nach eigenen Angaben dem „[…] patriotischen Protest gegen die verantwortungslose Politik der Masseneinwanderung“ verschrieben hat. Ihre Mitglieder werden vom Verfassungsschutz beobachtet.
Der im sächsischen Oybin gegründete Verein inszeniert seine „Protestaktionen” mit emotionalisierenden Propagandafilmen in den sozialen Medien. Mit der Kamera hat Silke Schönfeld sich auf Spurensuche im analogen Raum begeben, um die Originalschauplätze dieser „Protestaktionen” in festen Kameraeinstellungen einzufangen. Neben der visuellen Sprache ist es vor allem die Rhetorik und Wortwahl der Neuen Rechten, die durch lexikalisch anmutende Texteinblendungen herausgestellt werden.

Kuratiert von Agustina Andreoletti und Dawid Liftinger.
Danke an Lilian Haberer, Friedrich Böll, Axel Autschbach, Tommy Scheer.
Gefördert durch das Kulturamt der Stadt Köln.
Fotos: Tommy Scheer


SILKE SCHÖNFELD, *1988 Idar-Oberstein
2020 Rijksakademie van beeldende kunsten, Amsterdam (Künstlerresidenz)
2019 73. internationaler Bergischer Kunstpreis, Solingen
2018 Akademiebrief Prof. Marcel Odenbach, Kunstakademie Düsseldorf
Meisterschülerin Prof. Aernout Mik, Kunstakademie Münster
Lebt und arbeitet in Amsterdam und Dortmund

Die in Amsterdam und Dortmund lebende Künstlerin Silke Schönfeld erzählt von ihrer in den digitalen Raum abgewanderten Ausstellung “invented traditions / imagined communities” im Ausstellungsraum Gemeinde Köln.