Julia Vergazova, Beauty Sleep Russia: Act 3

Eröffnung Freitag 28. Juli, 19.00 Uhr

In einem Traum gibt es keine persönliche Verantwortung für das, was geschieht.

Beauty Sleep Russia geht der Frage nach, wie politischer Wille und Verantwortung oft durch illusorische Vorstellungen von Güte und Gerechtigkeit ersetzt werden, die in Figuren mit unanfechtbarer Macht zentralisiert sind. Dieses Phänomen, das sich in der Unterdrückung individueller und historischer Erfahrungen während der Sowjetära widerspiegelt, setzt sich auch heute noch fort und äußert sich in einem Widerwillen, sich mit Themen wie dem Krieg in der Ukraine auseinanderzusetzen, indem man es vermeidet, über den Krieg nachzudenken oder nach Entschuldigungen für ihn zu suchen.

Die Arbeit verschränkt das Historische mit dem Digitalen und untersucht die digitalen Aspekte des russischen Imperialismus und der Kolonialkriege durch die Cyberbrille. Es enthält keramische Vorrichtungen, die Schlafportale und Prothesen symbolisieren, die die Lähmung des Handelns und die Abwesenheit von Kraft darstellen. Diese werden mit einem digitalen Schlachtfeld-Interface gekoppelt, das dem russischen sozialen Netzwerk “VKontakte” nachempfunden ist und surreale Dialoge und Propaganda-Erzählungen hervorhebt.

Der Begriff “Traum” wird hier als Metapher für die Abwesenheit des bewussten Willens und den Fluss der Halluzinationen in einer totalitären Gesellschaft verwendet.

Julia Vergazova ist Künstlerin, Kuratorin und Pädagogin. Sie ist Absolventin der Kunsthochschule für Medien Köln (2024). In den letzten Jahren konzentrierte sich ihr Interesse auf Fragen der menschlichen Empathie, der Möglichkeiten ihrer Manipulation und der ethischen Herausforderungen in der Kunst. Sie erforscht auch die Möglichkeiten, gesellschaftspolitische Traumata und globale Katastrophen durch die Sprache der Kunst und ihre digitalen Erweiterungen zu diskutieren.