6. Dezember 2024 – 12. Januar 2025
Eröffnung: Freitag, 6. Dezember 2024, 19 – 21 Uhr
Screening zum Winterfest, Samstag, 7. 2024, 20 Uhr
In ihrer ersten Ausstellung in Deutschland präsentieren Che-Yu Hsu und Wan-Yin Chen in der Gemeinde Köln eine Mehrkanal-Installation.
Die Animationen und Filmen setzen sich mit individuellen und kollektiven Erinnerungen auseinander. Mittels 3D-Scanverfahren erforschen Hsu und Chen vergangene Räume und zeichnen reale Ereignisse nach, die mit dem Tod von Personen und Tieren in Verbindung stehen. In Zusammenarbeit mit Forensiker:innen ist Hsu in Begleitung mit Chen daran interessiert, Ereignisse künstlerisch zu rekonstruieren, Zeitzeugen zu interviewen und anhand der Datenlage von Erinnerungen und Bildaufzeichnungen neue Räume aus ihrer Rekonstruktion zu erzeugen. Die Filme verhandeln diese Beziehung zwischen realen Ereignissen und ihren Erinnerunngen. Die Räume, die durch unterschiedliche visuelle Aufnahmemethoden entstehen, sind wie Hüllen – ähnlich wie bei präparierten Tieren –, die nur von Oberflächen und Leerräumen um einen Körper zusammengehalten werden. Sie zeichnen so den Negativraum der Architekturen und Menschen ab.
Für Köln entwickelt der Künstler eine Mehrkanal-Installation, die ein laufendes Projekt aus mehreren Perspektiven beleuchtet:
Drei Kinder versuchen, ein Kind aus den Trümmern auszugraben. Das verschüttete Kind rezitiert immer wieder Worte aus den Sterbeszenen. Eine Gruppe von Kindern spielt Tricks: Illusionen, Hypnose, Schweben, Posen, russisches Roulette und Magie mit Decken. In Zusammenarbeit mit demselben Scanteam, mit dem wir seit vier Jahren zusammenarbeiten und das die digitale Rekonstruktion von Katastrophenszenen unterstützt, scannen wir die Kinder, reparieren und passen ihre kaputten digitalen Avatare entsprechend den Scandaten der Körper der Opfer an.
Aus Silikon gegossene Hände und ein 3D-gescanntes Bild eines Fußes: Beides sind Kopien der Körperteile eines der siamesischen Zwillingsbrüder in Taiwan, die heute siebenundvierzig Jahre alt sind. Als sie drei Jahre alt waren, wurden sie operativ getrennt. Bevor sie getrennt wurden, teilten sie sich einen einzigen Fuß, den sie beide wie bei einem Tauziehen kontrollieren konnten. Während der Operation konnte der Fuß jedoch keinem der beiden zugeordnet werden, so dass er entfernt und entsorgt wurde.
Screening Programm, Samstag, 7. 2024, 20 Uhr
Single Copy (21’17”, 2019), The Making of Crime Scenes (21’56”, 2021), and Blank Photograph (20’29”, 2022)
Che-Yu Hsu ist ein in Taipeh und Amsterdam lebender Künstler. Er hat einen Master-Abschluss vom Graduate Institute of Plastic Arts, Tainan National University of the Arts (Taiwan). Seit 2019 nahm er am Residenzprogramm des HISK (Gent, 2019-2020) und Le Fresnoy – Studio national des arts contemporains (Tourcoing, 2020-2022) teil. Vor kurzem beendete er seinen zweijährigen Kunstaufenthalt an der Rijksakademie in Amsterdam. Er arbeitet als Künstler, der vor allem Animationen, Videos und Installationen schafft, die sich mit den Beziehungen zwischen Medien und Erinnerungen befassen. Dabei geht es dem Künstler nicht nur um die Geschichte von Ereignissen, die durch Medien nachvollziehbar sind, sondern auch um die Konstruktion und Visualisierung von Erinnerungen, seien sie privat oder kollektiv. Er wurde mit dem Videonale Award der Fluentum Collection (Kunstmuseum Bonn, 2021), dem Loop Barcelona Video Art Production Award (Han Nefkens Foundation, 2020), dem Taishin Annual Grand Prize (Taishin Bank Foundation for Arts and Culture, 2016) ausgezeichnet und war Finalist für HUGO BOSS ASIA ART (2019).
Wan-Yin Chen ist Autorin und Forscherin. Sie war Redakteurin für Art Critique of Taiwan (2011- 2012) und Artist Magazine (2014-2017) in Taiwan. Sie nahm als Autorin und Redakteurin an Kunstprojekten wie Broken Spectre (Taipei Fine Art Museum, 2017) und Phantas.ma/polis (Asian Art Biennale at National Taiwan Museum, 2021) teil. Aktuelle Essays wurden in Taipei Fine Arts Museum Modern Art, Voices of Photography veröffentlicht. Ihr Interesse gilt der künstlerischen Auseinandersetzung mit den kolonialen Verstrickungen in der Kunstgeschichtsschreibung und der Ästhetik der Medienkunst, inzwischen arbeitet sie als Drehbuchautorin an Videoarbeiten von Che-Yu Hsu. Derzeit ist sie Doktorandin in moderner und zeitgenössischer Kunstgeschichte an der Vrije Universiteit Amsterdam.
Ihre Zusammenarbeit wird in Hsus Einzelausstellungen im ARGOS-Zentrum für audiovisuelle Künste (Brüssel, 2024), in der ILHAM Gallery (Kuala Lumpur, 2024), in der Fundació Joan Miró (Barcelona, 2023), im Centre d’Art Contemporain Genève (2023), im Vernacular Institute (Mexiko-Stadt, 2023), im Kuandu Museum of Fine Arts (Taipei, 2023,2012) und im Taipei Fine Arts Museum (2015) präsentiert; Teilnahme am Kunstenfestivaldesarts (Brüssel, 2024), Theater der Welt (Frankfurt, 2023), Bienal de São Paulo (2021), Seoul Mediacity Biennale (2021), VIDEONALE. 18 (2021), Shanghai Biennale (2018), London Design Biennale (2018); und Vorführung auf den Filmfestivals IFFR International Film Festival Rotterdam (2023, 2022, 2020, 2018) und NYFF New York Film Festival (2020).
Gefördert durch
Kunststiftung NRW und Kulturamt Köln